Was ist ein Elektriker? Diese Frage haben sich sicher schon viele gestellt, denn dieser Beruf wird in unserem Leben immer wichtiger. Mit all den technischen Neuerungen, die Einzug in unseren Alltag halten, können wir uns ein Leben ohne Elektrizität kaum noch vorstellen. Wir nutzen sie, um zu kochen, zu arbeiten, um unsere Freizeit zu gestalten und vieles mehr. Doch nicht nur private Haushalte sind darauf angewiesen, auch Gewerbe, öffentliche Einrichtungen und industrielle Betriebe benötigen funktionierende elektrische Anlagen. Man stelle sich zum Beispiel mal ein Krankenhaus ohne Stromversorgung vor.
Daher ist dieser Beruf gefragter denn je. Der Umgang mit Elektrizität kann lebensgefährlich sein und will daher gelernt sein. Darum sind wir auf gut ausgebildetes Fachpersonal angewiesen, das uns im Umgang mit Elektrotechnik mit Rat und Tat zur Seite steht. In den meisten Fällen arbeiten diese Profis in Betrieben des Elektrotechnikhandwerks oder für Immobilienfirmen, bei denen sie sich um die Anlagen in Wohnhäusern kümmern.
Begriffserklärung
Der Begriff Elektriker ist im deutschsprachigen Raum umgangssprachlich weit verbreitet. Gemeint sind damit die Fachkräfte, die sich mit Elektrotechnik beschäftigen. Allerdings gibt es in Deutschland keinen Ausbildungsberuf mit dem Titel Elektriker. Wenn wir im Alltag von Elektrikern sprechen, meinen wir normalerweise Elektroinstallateur/innen, die bis 2003 in Deutschland ausgebildet wurden oder Elektroniker/innen für Energie- und Gebäudetechnik für alle, die Ihre Ausbildung im Jahre 2003 oder später begonnen haben. Wegen der technischen Neuerungen, die ständig auf uns zukommen, ist dieser Beruf einem ständigen Wandel ausgesetzt und wird regelmäßig angepasst.
Ausbildung
Es handelt sich hierbei in aller Regel um eine duale Ausbildung, bei der sowohl praktische Inhalte direkt im Betrieb als auch theoretische Inhalte in einer Berufsschule vermittelt werden. Diese dauert normalerweise 3 ½ Jahre. Sollte dies nötig sein, kann die Ausbildung in einzelnen Fällen verlängert, aber auch verkürzt werden. Am Ende der Ausbildung steht dann die Gesellenprüfung, bei der man demonstrieren muss, dass man die Inhalte aus der Ausbildung vereinheitlicht hat. So kann man sich als Kunde sicher sein, dass es sich um Fachpersonal handelt. Selbstverständlich wird die Ausbildung vergütet. Je nach Bundesland gibt es hier unterschiedliche Gehälter. Im ersten Ausbildungsjahr werden mindestens 700 € gezahlt, während es im letzten Jahr sogar bis zu 1.600 € sein können.
In der Berufsschule lernt man die theoretischen Grundlagen des Berufs. Auch wer kein umfangreiches Wissen mitbringt erhält hier die Gelegenheit, sich alles Notwendige anzueignen. Unter anderem lernt man, wie man elektrische Installationen plant und ausführt. Außerdem gehören allgemeinbildende Fächer zum Lehrplan, wie zum Beispiel Deutsch, Sozialkunde und Wirtschaftslehre. Der Schulunterricht erfolgt entweder an bestimmten Wochentagen oder als Blockunterricht. Dies ist von Schule zu Schule verschieden.
In den Betrieben werden den Auszubildenden dann diverse Inhalte praktisch vermittelt. Ihnen wird gezeigt, wie Stromkreise festgelegt werden, wie man Geräte instand setzt, wie verschiedene Leitungen und Kabel verlegt werden, wie Einschübe, Gehäuse sowie Schaltgerätekombinationen zusammenbaut werden, wie Baugruppen eingestellt, angepasst und in Betrieb genommen werden, wie Serviceleistungen durchgeführt werden, wie man Kunden am besten berät, wie man die Schutzmaßnahmen einhält, wie Entstörungen sowie Reparaturen durchgeführt werden und noch vieles mehr.
Außerdem ist es auch möglich Zusatzqualifikationen zu erwerben. Zum einen wäre da Assistent/in für Energie und Ressourcen im Handwerk. Wie der Name schon verrät, wird einem hierbei zusätzliches Wissen aus den Bereichen Energie, Ressourcen und Kommunikation vermittelt. Um diese Qualifikation zu erhalten ist die Teilnahme an 240 zusätzlichen Schulunterrichtsstunden notwendig. Am Ende stehen außerdem eine Projektarbeit sowie verschiedene Prüfungen, die bestanden werden müssen. Außerdem kann man mit einem mittleren Schulabschluss Europaassistent/in werden. Dabei werden zum Beispiel interkulturelle Kompetenzen sowie Fremdsprachenkenntnisse vermittelt. Ein Praktikum im Ausland gehört ebenfalls dazu.
Weiterbildung
Wer beruflich nach der Ausbildung nicht auf der Stelle treten will, der hat die Möglichkeit verschiedene Weiterbildungsangebote in Anspruch zu nehmen, durch die man vielleicht die Chance erhält, in eine Führungsposition zu gelangen. Eine Option wäre eine Weiterbildung zum Techniker der Fachrichtung Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt Energietechnik.
Man kann aber auch die Laufbahn eines Elektrotechnikermeisters einschlagen. Als solcher ist man in Betrieben dann für die Organisation der Arbeitsprozesse zuständig, arbeitet aber häufig auch selbst mit. Man muss sich dabei für einen der drei Fachgebiete Energie- und Gebäudetechnik, Kommunikations- und Sicherheitstechnik oder Systemelektronik entscheiden. Die Weiterbildung ist in vier Teile gegliedert: den fachpraktischen Teil den fachtheoretischen Teil, den betriebswirtschaftlichen, kaufmännischen und rechtlichen Teil sowie den arbeitspädagogischen Teil. Insgesamt umfasst die Weiterbildung ca. 1.555 Stunden. Allerdings muss man nicht an einem Lehrgang teilnehmen, sondern kann die Prüfung auch direkt ablegen. Als Meister hat man dann auch die Erlaubnis auszubilden und dem Nachwuchs somit sein Wissen weiter.
Ein Studium der Elektrotechnik oder Gebäudetechnik eröffnet weitere Perspektiven. Es handelt sich um ein grundständiges Studium und je nach Universität können verschiedene Spezialisierungen gewählt werden, wie zum Beispiel regenerative Energien oder Automatisierungstechnik. In einigen Bundesländern gibt es sogar die Möglichkeit zu studieren, ohne das Abitur zu haben. Je nach Studiengang und Spezialisierung stehen einem nach dem Studium verschiedene Tätigkeitsbereiche offen.
Voraussetzungen und Fähigkeiten
Es gibt keine rechtlich vorgeschriebenen schulischen Voraussetzungen, um diese Ausbildung anzutreten. Entscheidend ist hier einzig und allein, ob der jeweilige Betrieb einen Auszubildenden akzeptiert. Praktisch sieht es allerdings so aus, dass die Betriebe sehr wohl Bewerber mit einer guten schulischen Vorbildung bevorzugen. Die meisten Auszubildenden, nämlich 51 Prozent, verfügen über einen mittleren Schulabschluss, weitere 31 Prozent können einen Hauptschulabschluss vorweisen. 13 Prozent haben sogar ihr Abitur. Ein Führerschein ist auch gern gesehen, damit man unproblematisch zu den Kunden gelangen kann.
Besonders viel Wert wird darauf gelegt, dass die Leistungen in den Schulfächern, die für diesen Beruf relevant sind, gut sind. Hierbei ist Physik besonders wichtig. Die Auszubildenden sollten vor Beginn der Ausbildung im besten Falle bereits ein fundiertes Grundwissen im Bereich Elektrizitätslehre aufweisen. Auch gute Noten in den Fächern Werken und Technik verbessern die Chancen einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Mathematik spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Um zum Beispiel Material errechnen zu können, ist es unerlässlich, die Grundrechenarten zu beherrschen. Wer über Vorkenntnisse im Bereich Informatik verfügt, dem fallen computergestützte Arbeitsprozesse selbstverständlich leichter.
Der Beruf stellt auch diverse körperliche Anforderungen an die Fachkräfte. Unter anderem sollte man physisch einigermaßen belastbar sein, denn Stemm- und Fräsarbeiten machen dies erforderlich. Kälte, Wärme, Nässe und Wind sollten einem nichts ausmachen, den manchmal arbeitet man an der frischen Luft und ist dem Wetter ausgesetzt. Auch schwindelfrei sollte man sein, da häufig auf Leitern und, im Fall von Fotovoltaikanlagen, sogar auf Dächern gearbeitet wird. Die Feinmotorik sollte außerdem gut ausgeprägt sein, denn das Verbinden von Kabeln und Drähten kann mitunter zu einer kniffeligen Angelegenheit werden. Eine empfindliche Haut, besonders an den Händen und Armen kann zum Problem werden, da man häufig Baustaub ausgesetzt ist.
Um diesen Beruf ausüben zu können, sollte man eine Reihe von Interessen mitbringen. Unter anderem ist es von Vorteil, wenn man sich für das Ausüben von praktischen Tätigkeiten interessiert. Aber auch theoretisch-abstrakte Arbeiten, wie z. B. das Analysieren elektrischer Anlagen sollten einem liegen. Genaues Dokumentieren spielt ebenfalls eine große Rolle, daher sollte man bestens organisiert sein. In diesem Beruf ist äußerste Sorgfalt unerlässlich, denn sonst kann man leicht sein eigenes Leben, aber auch das Leben anderer Personen gefährden. Sozialkompetenzen dürfen auch nicht fehlen, denn als Elektroniker/in für Energie- und Gebäudetechnik arbeitet man oft eng im Team zusammen und hat regelmäßig Kundenkontakt.
Tätigkeiten
Das Aufgabenfeld der Elektroniker/innen für Energie- und Gebäudetechnik ist breit gefächert. Man muss dabei über ein ausgedehntes Fachwissen verfügen. Elektroniker/innen planen elektrotechnische Systeme. Dabei richten sie sich nach den Wünschen und Anforderungen der jeweiligen Kunden. Diese Anlagen und Komponenten werden außerdem installiert. Leitungen werden verlegt und Steuerungen konfiguriert. Dabei handelt es sich um verschiedene Arten von Anlagen. Beispielsweise kümmert man sich um Energieversorgungsanlagen, Beleuchtungssysteme, Kommunikationssysteme, Netzwerke, Gebäudeautomatisierung, Ersatzstromanlagen, Anlagen zur Energiegewinnung, wie zum Beispiel Fotovoltaikanlagen, und vieles mehr.
Ein weiteres Tätigkeitsfeld der Elektroniker ist das Prüfen und Warten von elektrischen Anlagen und Geräten. Dieser Schritt ist wichtig, um eine lange Lebensdauer der Anlagen und Geräte zu ermöglichen, aber auch aus Sicherheitsgründen. Wenn es zu Ausfällen kommt, wird nach Fehlern gesucht und diese werden dann beseitigt. Der Kundenservice gehört auch zum Arbeitsalltag der Elektroniker/innen. Man berät, erklärt den Kunden, wie Geräte und Anlagen bedient werden müssen usw. Dabei darf nicht vergessen werden, die Arbeitsschritte genaustens zu dokumentieren.
Da es im Bereich der Elektrotechnik andauernd Neuerungen gibt, ist es wichtig, dass man als Elektroniker/in ständig auf dem neusten Stand bleibt, um den Kunden einen Service bieten können, der sich am Puls der Zeit befindet. Smarthome Technik, E-Mobilität und die Nutzung von umweltschonenden erneuerbaren Energien sind nur ein paar Beispiele der technischen Neuerungen, an denen die Kunden immer mehr Interesse zeigen.
Ein typischer Arbeitstag
Um Ihnen ein Bild von dem Alltag eines Elektronikers zu vermitteln, möchten wir Ihnen hier exemplarisch vorstellen, wie ein typischer Arbeitstag ablaufen könnte. Der Tag beginnt früh. Gegen 7:00 bis 8:00 Uhr morgens findet man sich beim Kunden ein und beginnt das Auto zu entladen. Man bringt die verschiedenen Geräte, Maschinen und Materialien zur Baustelle. Bevor mit der Arbeit begonnen werden kann, muss sichergestellt werden, dass kein Strom mehr fließt. Die Maße für Schalter und Steckdosen werden abgemessen, eingezeichnet und gefräst. Anschließend werden die Schlitze für die Kabel gefräst. Im Anschluss an eine Mittagspause werden dann die neuen Schalterdosen eingegipst. Im letzten Schritt verlegt die Fachkraft die Kabel, fixiert sie in den Schlitzen, verputzt diese und verbindet diese mit den Schaltern.
Statistik und Perspektiven
Der Beruf ist auch heute noch immer eine Männerdomäne. Daran hat sich in den letzten Jahrzehnten wenig geändert. Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahre 2010 waren nur 1,3 Prozent aller Elektroniker und nur 2,7 Prozent aller Elektroinstallateure weiblich. Mit Aktionen wie dem Girlsday wird gezielt dafür geworben, dass Mädchen und Frauen diese Ausbildung anstreben.
Auch wenn sich so etwas sicherlich schwer voraussagen lässt, handelt es sich hierbei anscheinend um eine relativ zukunftssichere Berufsgruppe. Elektrotechnik wird in unserem Alltag, wie bereits erwähnt, immer wichtiger. In diversen Regionen Deutschlands herrscht sogar ein Fachkräftemangel in diesem Bereich. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von 6 Prozent ist die Arbeitslosenquote bei Fachkräften für im Bereich Energietechnik mit 2,2 Prozent niedrig. Ein Großteil der Angestellten arbeitet in Vollzeit. Im Jahre 2020 waren nur 3,1 Prozent der Angestellten teilzeitbeschäftigt. Das Durchschnittgehalt liegt bei über 3.000 Euro.
Arbeitsgegenstände und -orte
Wie bereits erwähnt, haben Elektroniker/innen es mit verschiedenen elektronischen Anlagen, Geräten und Komponenten zu tun. Mit diesen müssen sie sich selbstverständlich gut auskennen. Außerdem arbeiten sie mit Material, wie zum Beispiel mit Kabeln, Drähten, Gips, usw. Als Werkzeuge kommen Bohrhämmer, Schraubenzieher, Zangen, Lötkolben, Abmantelwerkzeuge, Mess- und Prüfwerkzeuge, Meißel und andere zum Einsatz. Computer werden auch immer wichtiger, wenn es um den Arbeitsablauf geht. Häufig kommt CAD- und Diagnosesoftware zum Einsatz.
Des Weiteren hat man es mit diversen Plänen und Tabellen zu tun und man muss sich auch mit Sicherheitsbestimmungen auseinandersetzen. Eine Sicherheitsausrüstung die unter anderem einen Gehörschutz, einen Atemschutz, Schutzhandschuhe und eine Schutzbrille umfasst, darf selbstverständlich nicht vergessen werden. Die Arbeit von Elektroinstallateur/innen und Elektroniker/innen für Energie- und Gebäudetechnik findet hauptsächlich beim Kunden vor Ort, in Gebäuden, im Freien oder auch in Werkstätten und -hallen statt. Besonders, wenn es um Kommunikations- und Netzwerktechnik geht, dienen Büroräume als Arbeitsplatz.
Zusammenfassung
Wie Sie sehen, handelt es sich hierbei um einen komplexen Ausbildungsberuf, für den eine jahrelange Ausbildung nötig ist und der nicht unterschätzt werden sollte. Ein breit gefächertes Fachwissen, eine stabile körperliche Verfassung und gut ausgeprägte soziale Kompetenzen sind zur Ausübung dieses Berufes nötig. Die meisten Arbeiten in diesem Bereich können von Privatpersonen nicht selbst verrichtet werden. Daher sollten Sie in solchen Fällen immer einen Profi beauftragen, der Ihnen dann unter die Arme greift und ihre Wünsche und Vorstellungen rasch in die Tat umsetzt oder Ihnen schnell bei der Behebung von Störungen hilft.
Die vielen verschiedenen Bezeichnungen, die dieses Berufsbild umschreiben, können durchaus verwirrend sein, so dass es schwierig sein kann, herauszufinden welcher Handwerker denn für was zuständig ist. Hoffentlich konnten wir diesbezüglich ein wenig Licht ins Dunkel bringen und Ihnen einen Überblick darüber verschaffen, um was es sich genau bei den umgangssprachlichen Elektrikern, Elektroingenieuren und Elektromechanikern handelt.
Quellenangaben
Die folgenden Artikel und Webseiten wurden beim Verfassen dieses Artikels zur Recherche genutzt.
- https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/bkb/15636.pdf
- https://www.gesetze-im-internet.de/elektronausbv_2008/index.html
- https://ta.planet-beruf.de/tagesablauf-elektroniker-in-energie-und-gebaudetechnik#101438
- https://der-elektriker.org/elektriker-werkzeug/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Ausbildungsberufe_in_der_Elektrotechnik
- https://de.wikipedia.org/wiki/Elektroniker/in_f%C3%BCr_Energie-_und_Geb%C3%A4udetechnik
- https://de.wikipedia.org/wiki/Elektroinstallateur
- https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Frauenanteilen_in_der_Berufswelt
- https://planet-beruf.de/en/school-student/mein-beruf/berufe-live/branchenreport-fachkraefte-gesucht-berufe-mit-perspektiven/
- https://www.berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index?path=null/kurzbeschreibung&dkz=15636
- https://www.berufenet.arbeitsagentur.de/
- https://www.arbeitsagentur.de/datei/km-elektroniker-in_ba045772.pdf
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